Die Maske der Verräter
Rezension: "Die Maske der Verräter"
Rezensentin: A. Lehmann
Ulrike Schweikert: Die Maske der Verräter
Zum Buch:
"Die Maske der Verräter" von Ulrike Schweikert ist seit 2007 in gebundener Form und seit 2009 als Taschenbuch bei cbj beziehungsweise cbt erhältlich. Der Roman umfasst 480 Seiten und kostet 8,95 Euro für die Paperback-Version oder 16,95 Euro für das gebundene Buch.
Zum Inhalt:
In der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts beginnt der junge Jos in Würzburg eine Lehre als Hufschmied. Doch dann belauscht er durch Zufall eine heimliche Unterhaltung zwischen drei maskierten Reitern, in der sie einen Mordanschlag planen. Wenig später wird einer der Reiter tot aufgefunden. Gemeinsam mit seinen besten Freundinnen Sara und Rebecca stellt Jos Nachforschungen an, denn er ist der Einzige, der den Anschlag verhindern kann. Schon bald führt ihn die Spur der Reiter in die höchsten politischen Kreise der Stadt.
Wer schon andere Roman von Ulrike Schweikert gelesen hat, weiß um ihren ausführlichen Schreibstil. Statt halsbrecherischer Action legt die Autorin ihren Schwerpunkt auf historische Hintergrundinformation und realistische Darstellungen, die dem Leser die Epoche, in der die jeweilige Geschichte spielt, näher bringen soll. In der "Erben der Nacht"-Reihe beispielsweise hat mir dieser Schreibstil auch sehr gut gefallen. Die genauen Beschreibungen und die vielen zusätzlichen Erklärungen zu der damaligen Zeit haben es mir viel einfacher gemacht, mir die Szenen wirklich bildlich vorzustellen und mich voll und ganz in das Geschehen hineinzuversetzen. In "Die Maske der Verräter" meint Schweikert es meiner Meinung nach jedoch etwas zu gut.
Bei dem reißerischen Titel und dem Klappentext vermutet man einen gefährlichen Mittelalter-Thriller für Jugendliche. Stattdessen bekommt man im Wesentlichen ein Geschichtsbuch vorgesetzt.
Ausführlichst werden Personen, Orte, Berufe, Lebensverhältnisse und alles andere beschrieben, was zum Leben dieser Zeit dazugehört, egal wie nebensächlich es für den Verlauf der Geschichte ist. Das Problem ist, das die meisten dieser Informationen nicht unbedingt neu sind. Ich selbst zähle mich nämlich keinesfalls zu der Leserschaft von historischen Romanen, doch das, was ich in "Die Maske der Verräter" gelesen habe, war mir im Prinzip an keiner Stelle wirklich fremd, abgesehen von den vielen Namen und genauen Daten. Diese sind es meiner Meinung nach jedoch nicht, die Schweikerts Romane so lebendig machen. Wichtig für die Handlung ist doch vielmehr, dem Leser ein genaues Bild da von zu vermittelt, wie die Menschen, insbesondere solche, die von Stand und Herkunft her mit den wichtigsten Figuren zu vergleichen sind, gelebt haben, und nicht, wann welcher Bischof gestorben ist und warum welches Stück Land an welchen Besitzer übergegangen ist. Diese Informationen hätte man sich durchaus ersparen oder zumindest auf ein Minimum reduzieren können. Die Beschreibungen des damaligen Lebens hingegen, sind zwar, wie gesagt, durchaus hilfreich für ein genaues Bild der Epoche, doch gibt Schweikert hier leider nur Informationen, die größtenteils schon im Sachkundeunterricht der Grundschule unterrichtet werden. Spätestens nach ein oder zwei Fantasyromanen, die im Mittelalter doer in einer mittelalterähnlichen Zeit spielen, kann man dann alles herunterbeten von den vielen armen Menschen, die von den wenigen Reichen ausgebeutet werden von den armen Frauen, die ihren Männern bedingungslos zu gehorchen haben von den unbehandelten Kranken, den alleingelassenen Kindern und den zu Unrecht Hingerichteten. Sicher sind das alles Themen, die sich nun einmal nicht als Fakten bestreiten lassen und über die man durchaus bis zu einem gewissen Punkt informiert sein sollte, doch ab einem bestimmten Alter ist man damit einfach so abgefüllt, dass man es nicht mehr hören kann. Daher, denke ich, ist "Die Maske der Verräter" ein Buch, das eher für jüngere Leser zu empfehlen ist. Fast jeder hat schließlich irgendwann diese Mittelalter-Phase, wo einen jene dunkle Zeit extrem fasziniert und man alles in sich aufsaugt, was man darüber finden kann, und da von träumt, man wäre selbst ein Ritter, Burgfräulein oder Druide. Sobald man jedoch ein bisschen was aus diesem Bereich der Literatur kennengelernt hat, fällt es schwer, sich für den Roman zu begeistern, denn die Handlung selbst lässt sich leider viel zu sehr da von leiten, möglichst viele dieser typischen Mittelalterthemen anzusprechen, als eine neue, außergewöhnliche oder spannende Abenteuergeschichte zu erzählen.
Fazit: Für Mittelalterfans ein gefundenes Fressen. Allen anderen, sofern sie sich denn auch für Fantasy begeistern können, empfehle ich lieber die "Erben der Nacht"-Reihe von Ulrike Schwerikert, die aus bisher vier fantastischen Romanen besteht und mich als Vielleser trotzdem mit jedem Band aufs Neue zu fesseln und zu begeistern vermag. Sie übertrifft diesen leider eher schwachen Roman um ein Vielfaches.
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