Eine Braut zuviel

Rezension: "Eine Braut zu viel"
Rezensentin: Anna-Christina Küsters

Sarah Harvey: Die Hochzeit meiner besten Freundin und Eine Braut zuviel
Goldmann Verlag 8,00€
Roman. Erschienen 2002 in der deutschsprachigen Ausgabe

Dieser Roman zeigt das Leben der jungen Englisch Lehrerin Felicity (Fliss) Blakeney in Oxford. Sie ist verlobt mit dem erfolgreichen Rechtsanwalt Richard Edward Trevelyan. Richard legt wert auf Statussymbole und besitzt zuviel Selbstbewusstsein. Fliss hält sein blasiertes Benehmen nicht mehr aus. Um sich zu trennen braucht sie ein Jahr und acht Monate. Was gerade ihrer bestimmenden Mutter überhaupt nicht gefällt. Und das wenige Wochen vor der Hochzeit. Nach dieser Nachricht überschlagen sich die Ereignisse. Richard macht ihrer Schwester Sally-Anne einen Heiratsantrag. Aus heiterem Himmel taucht auch noch seine aufdringliche und flirtbereite Ex-Freundin Kat auf. Sie probiert Richards Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wobei ihr entgeht das ihr Ehemann Alex und Fliss die Augen nicht mehr voneinander lassen können. Fliss und Alex verlieben sich. Kurz nach der Hochzeit wird Richard Sally mit Kat untreu. Alex will seine Frau verlassen, doch Fliss denkt an ihre Schwester und probiert ihre Gefühle zu unterdrücken, damit Alex Kat nicht verlässt und Ihr damit den Weg zu Richard frei macht. Ihr Vater beendet die Beziehung zu ihrer Mutter und gesteht Fliss das er seit vielen Jahren eine Affäre hat. Sogar Ihre Freundinnen scheinen nicht mehr die alten zu sein. Sash fühlt sich vernachlässigt durch ihren Mann. Und sogar Caro wer ist Caro? schafft es das Fliss vor ihr die Flucht ergreift. Fliss Welt steht Kopf. Alex gesteht Kat dass er sich in Fliss verliebt hat. Richard verlässt für Kat Sally. Sally zieht zurück zu ihrer Mutter die Fliss gegenüber endlich eingesteht das sie viele Fehler gemacht hat. Doch auch auf Sally wartet noch das Liebesglück

"Eine Braut zuviel" ist ein moderner Roman für Frauen. Die Autorin Sarah Harvey ist Ende zwanzig und wohnt in Leicester. Bevor Sie Erfolg als Autorin hatte, arbeitete Sie als Journalistin.

Ich wurde auf Ihre Bücher aufmerksam als ich im Buchladen feststellen musste, dass meine Lieblingsautorin Susan Elisabeth Phillips wesentlich länger braucht, um Romane zu schreiben, als ich Zeit brauche Sie zu lesen.

Also kaufte ich ein bisschen enttäuscht den Roman "Eine Braut zuviel" und saß nach ein paar Seiten grinsend auf meinem Sofa. Es hatte von Anfang an dieses gewisse etwas, das man einfach weiter liest, so wie man bei einem guten Film vor dem Fernseher bleibt und nichts verpassen will. Ich fand es köstlich, die Beschreibung von Richard zu lesen, so trocken und ehrlich. Ich glaube viele Frauen finden am Ende einer Beziehung die Macken ihres Partners so herausstechen, dass Sie in Gedanken oder Gesprächen mit Freundinnen kein gutes Haar mehr an Ihm lassen. Als ich mehr als die Hälfte gelesen hatte, fand ich es gut, dass viele Personen in dem Roman vorkommen und damit auch wie im Leben durch verschiedene Charakteren Konflikte entstehen. Und ich glaube jeder hat schon mal Situationen erlebt, wo man sich denkt, dass es nicht schlimmer kommen kann und gerade dann geht die Pechsträhne weiter. Ich lese gerne Romane die mich dazu bringen, mit zu leiden, mich zu ärgern, mich zu freuen oder zu hoffen. Ich finde es toll, wenn fiktive Geschichten und Personen durch die Autorin und ihrer Schreibweise zu Menschen werden, die man sympathisch findet oder über die man sich ärgert. Ich kann diesen Roman nur empfehlen es gab keine Stelle, wo ich gelangweilt war oder freiwillig eine Lesepause gemacht habe.

Leseprobe: Seite 288 Zeile 12-28 zitiert:
Allein sein Geruch ist erotisch. Ist es nicht sonderbar, dass der Geruchssinn mehr Erinnerungen weckt als alle anderen Sinne? Nicht das Gesehene oder das Gehörte, sondern der Geruch. Als wir bei mir ankommen, hält er an und stellt den Motor ab. Seine Hände umklammern noch immer das Steuer, und er starrt geradeaus. Das Schweigen scheint eine Ewigkeit zu dauern, bevor er etwas sagt.
>>Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich beherrschen musste, um dich nicht anzurufen? <<
Er sieht mich mit diesen umwerfenden, glitzernden, intelligenten Augen an, die vor Wärme sprühen.
>>Ich habe mich so sehr beherrscht, dass ich mich, glaube ich, nicht länger beherrschen kann.<<
Sein angespannter Ausdruck weicht einem Lächeln, als er mich an sich zieht.
Vermutlich musste es so kommen.
Die Vorhänge im Schlafzimmer sind offen, so dass der Raum vom Mondlicht beschienen ist.

Seite 289 Zeile 7-32
Wir lachen, streicheln und küssen uns zärtlich.
Er ist schlank, sehnig, braun, gut gebaut und gut bestückt. Seine Haut ist wunderbar glatt, ein Magnet, der meine Hände und meinen Mund unwiderstehlich anzieht. Ich wollte ihn schon so lange und so sehr. Seine Hände gleiten über meine Brüste und meinen Bauch, und ich werde von einem Verlangen erfasst, das stärker ist, als alles was ich vorher erlebt habe.
>>Normalerweise gehe ich nicht gleich bei der ersten Verabredung mit dem Mann ins Bett>>, flüstere ich, als seine Zunge den gleichen Weg nimmt wie zuvor seine Hände.
>>Wir hatten ja noch nicht mal ein erstes Date>>, murmelt er, während sein Mund und seine Wimpern meine Haut streifen.
>>Oh, stimmt, hatten wir nicht oder? Vermutlich ist es so viel besser. Lieber gleich zum Sex übergehen, und wenn sich heraus stellt, dass er nichts taugt, haben wir keine Zeit und keine Kraft darauf verschwendet miteinander auszugehen. >>
Er hält inne, schiebt sich wieder auf eine Höhe mit mir und lächelt amüsiert. Mit der Fingerspitze fährt er zwischen meinen Brüsten entlang über meinen Hals und meinen Mund. Er streichelt meine Wange, nimmt mein Gesicht in beide Hände und sieht mich aus funkelnden Augen an.
>>Fliss.>> (Felicity)
>>Hm?>>
>>Halt die Klappe. >>
Er bringt mich mit einem Kuss zum Schweigen.

Ich habe diesen Ausschnitt ausgewählt weil so etwas wie eine Spannungskurve aufgebaut wurde. Da der Roman kein Drama ist, würde ich sagen, dass diese Spannung durch die Hoffnung, dass die beiden bekommen, was Sie sich wünschen, entstanden ist. Nicht wie bei Dramen durch ein dramatisches Ereignis. Man wird bei diesen Zeilen daran erinnert, wie es sich angefühlt hat, als man selbst verliebt war und den Menschen den man begehrt hat, zum ersten Mal näher gekommen ist. Durch die lustige und offene Art der Kommunikation zwischen den beiden wird die Entdeckung von neuem mit Vertrautheit gemischt und das macht die Zeilen so ungemein sexy.




Ich lese gerade:

Trümmertote: ein Kommissar Oppenheimer Krimi im Berlin 1949 von Harald Gilbers

Und ich höre gerade:
Tod am Bosporus: Ein Inspektor-Íkmen-Krimi von Barbara Nadel, RADIOROPA Hörbuch