Der Medicus

Rezension: "Der Medicus"
Rezensentin: Hannah Zindel

Noah Gordon: Der Medicus

Zum Buch:
Der Roman ist im Jahr 1997 im Goldmann Verlag als Taschenbuch erschienen. Es umfasst 704 Seiten und kostet derzeit 10,00 €.

Zum Inhalt:
Das Jahr 1021: Robert Jeremy Cole, genannt Rob, lebt mit seinen Eltern und seinen Geschwistern in London, doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihm. Seine Mutter stirbt kurz nach der Geburt von Roberts jüngstem Bruder am Kindbettfieber. Er spürte dies schon am Abend zuvor, als er ihre Hand hielt.
Kurze Zeit später wird auch sein Vater krank. Rob hält seine Hand und spürt dasselbe, das er auch bei seiner Mutter spürte: Der Tod ist nah. Und tatsächlich stirbt kurze Zeit später auch der Vater.
Nun ist Rob mit seinen vier Geschwistern allein, dabei ist er selber erst neun Jahre alt. Es gibt keine andere Möglichkeit als die, dass die Geschwister sich trennen müssen. Verschiedene Familien nehmen je ein Kind der Coles bei sich auf. Zurück bleibt Rob, nun ganz allein. Er weiß nicht, ob er seine Geschwister je wieder sehen wird und er hat Angst, dass er selbst, den keiner wollte, nun als Sklave arbeiten muss.
Tatsächlich kommt bald jemand, um ihn abzuholen. Doch Rob merkt schnell, dass sein anfängliches Misstrauen unbegründet ist. Der Mann ist ein Bader, ein herumziehender Heiler ohne anerkannte Ausbildung, der Kräuter und Salben verkauft und den Menschen, die sich keinen studierten Arzt, einen Medicus, leisten können, hilft, so gut er kann. Rob soll nun als sein Lehrling arbeiten. Dass er bei Berührung merkt, wenn jemand bald stirbt, machen sie sich zunutze, denn dann fliehen sie so schnell sie können, um nicht mit den Tod dieses Menschen in Verbindung gebracht und daraufhin als Hexer bezeichnet zu werden. Der Bader hat damit schon schreckliche Erfahrungen gesammelt. Rob und der Bader verstehen sich sehr gut und alles, was der Bader weiß, bring er dem Jungen bei. Doch es gibt auch Streitigkeiten, besonders als Rob älter wird und den Alkohol für sich entdeckt. Ist er erst betrunken, wird er auch schnell gewalttätig. Irgendwann beschließen sie, dass es besser ist, sich nun in Freundschaft zu trennen. Doch bevor es dazu kommt, erleidet der Bader einen Herzinfarkt und stirbt.
Nun zieht Rob alleine weiter, doch es ist nicht mehr dasselbe. Und was er schon vorher gewusst hat, wird ihm nun noch deutlicher: Er kann viel zu wenig Kranken wirklich helfen, er weiß einfach zu wenig. In dieser Verfassung trifft er auf einen jüdischen Medicus, den er schon ein Jahr zuvor getroffen hatte. Der erzählt ihm von Isfahan, einem Ort in Asien, wo der Beste aller Ärzte ein Krankenhaus und eine Universität betreibt. Dort dürfen aber nur Juden und Moslems studieren. Doch das schreckt Rob nicht ab. Er will es versuchen und bis Konstantinopel als Christ und von da an als Jude weiterreisen. Dabei kommt ihm zugute, dass er aufgrund einer Krankheit als Baby beschnitten wurde. Außerdem befindet sich in der Karawane, der er sich anschließt, eine Gruppe Juden, mit denen er sich anfreundet und von denen er viel über das Judentum lernt. Während seiner Reise lernt er auch eine Frau kennen, in die er sich verliebt: Mary Margaret Cullen, die mit ihrem Vater unterwegs ist, um Zuchtschafe zu kaufen und mit in ihre Heimat nach Schottland zu nehmen. Doch Rob hält an seinem Vorhaben Arzt zu werden fest und so muss er sich erstmal von Mary trennen.
In Isfahan angekommen erlebt er allerdings eine böse Überraschung. Obwohl er Jude ist, darf er nicht studieren, weil er keine Empfehlung hat und auch nicht aus einer Ärztefamilie stammt. Als er sich weigert zu gehen, wird er gefangen genommen, verprügelt und in ein Gefängnis gebracht. Doch so leicht gibt er nicht auf. Nach seiner Freilassung begibt er sich zum Schah, um ihn um Hilfe zu bitten. Doch damit fangen seine Abenteuer erst an.

Ein faszinierendes Buch über eine dunkle Zeit, in der es aber dennoch Momente des Glücks und der Freude gibt, alles aber dennoch von der Willkür der Herrscher abhängt. Trotzdem ist es nicht nur ein spannendes Leseabenteuer, sondern auch ein Lesevergnügen Rob auf seiner Reise zu begleiten. Außerdem gewährt das Buch interessante Einblicke in das medizinische Wissen der damaligen Zeit.

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