Silberlicht

Rezension: "Silberlicht"
Rezensentin: A. Lehmann

Laura Whitcomb: Silberlicht


Zum Buch:
"Silberlicht" erschien im März 2010 beim Pan-Verlag. Der Roman umfasst 320 Seiten und kostet 14,99 Euro. Eine Fortsetzung ist nicht geplant, dafür wurden aber die Filmrechte bereits verkauft.

Zum Inhalt:
Obwohl Helen tot ist, kann sie nicht in den Himmel aufsteigen. Sie ist dazu verdammt, als körperloses Licht auf der Erde zu bleiben. Niemand kann sie sehen, hören oder berühren. Bis sie James begegnet, der sie geradewegs ansieht. Denn James ist ebenfalls Licht, aber ihm ist es gelungen, einen Körper zu finden, der schon von seinem Geist verlassen wurde. Die beiden verlieben sich ineinander und fassen einen Plan: sie müssen auch für Helen einen Körper finden.

Ich habe mir "Silberlicht" nicht selbst gekauft, sondern es geschenkt bekommen. Obwohl diese Fantasy-Liebesromane wie zum Beispiel die "Bis(s)"-Reihe absolut nicht mein Fall sind, habe ich beschlossen, dem Buch eine Chance zu geben. Das lag zum Einen daran, dass mir bisher eigentlich alles gefallen hat, was ich vom PAN-Verlag gelesen habe, und zum Anderen daran, dass das Cover mit der leinenartigen Struktur und dem dezenten, goldenen Schimmer einfach bezaubernd schön ist. Leider kann der Inhalt da kein bisschen mithalten.

Um es direkt auf den Punkt zu bringen, die Geschichte ist einfach furchtbar langweilig. Szene für Szene reiht sich scheinbar willkürlich aneinander. Es gibt keinen Spannungsaufbau, keinen roten Faden in der Handlung. Die Geschichte ist lediglich unterteilt in etwas, das man mit viel gutem Willen als eine Art Höhepunkt bezeichnen kann, und die Zeit davor, die völlig abrupt endet. Im ersten Moment sind noch alle wahnsinnig verzweifelt, weil sowieso nichts einen Sinn hat, und das Geschehen ist noch in vollem Gang und im nächsten Moment ist schon alles vorbei. Urplötzlich endet die Geschichte, mit einer Auflösung, die so gar nicht zufriedenstellen kann. Ich bin keiner von jenen Lesern, die am Ende jeder Geschichte zwingend ein Happy End haben müssen. Auch traurige Auflösungen können meiner Meinung nach sehr gut sein, teilweise vielleicht sogar passender und überzeugender als ein allzu gezwungenes Happy End. In diesem Fall jedoch wird das Geschehen schlagartig durch eine absolut vorhersehbare Auflösung abgeschnitten, die man doch bis zum Schluss nicht wahrhaben will. Sie lässt viel zu viele Fragen offen und ist weder richtig schön, noch richtig traurig. Kurz, sie löste beim Lesen keinerlei Gefühl in mir aus (abgesehen vielleicht von der Erleichterung, weil das Buch nun zu Ende war).

Ebenso wenig vermag einen der Rest der Geschichte zu berühren. Das herrliche, romantisch und sinnlich anmutende Cover impliziert eine Liebesgeschichte, die voller Emotionen ist und den Leser richtig mitreißt, doch die Beziehung zwischen Helen und James bleibt absolut unglaubwürdig. Keine Schwärmereien, keine Zweifel, Freude oder Kummer, was man eben so durchmacht, wenn man verliebt ist. Helen und James sind einfach plötzlich zusammen, weil das ja gar nicht anders sein kann, wenn sich zwei Geister in der Menschenwelt begegnen, als dass sie sofort etwas miteinander anfangen. Danach treffen sie sich zwar, küssen und unterhalten sich, aber ihre Gefühle füreinander werden überhaupt nicht mehr angesprochen. Müsste Helen, aus deren Sicht alles beschrieben wird, nicht vollkommen im Gefühlschaos verloren gehen? Vielleicht ist die Liebe zwischen den beiden für die Autorin ja so selbstverständlich, dass sie es nicht für nötig hält, diese nochmal zu erwähnen. Stattdessen geht es immer nur darum, endlich einen Körper für Helen zu finden. Natürlich ist das auch ein wichtiger Bestandteil der Geschichte, aber eben nur einer von mehreren, der im Endeffekt so oft durchgekaut wird, dass man sich das Gejammer einfach nicht mehr anhören kann.

Auch die Charaktere Helen und James sind äußerst unrealistisch. Da ist einmal Helens Vergangenheit, die ewig lang nur angedeutet wird und selbst bei der Auflösung, nachdem man doch wohl lange genug auf eine Erklärung gewartet hat, nicht verständlich erzählt wird. Wie soll man den eine Figur so wirklich verstehen können?

Darüber hinaus ist die Sprechweise der beiden, besonders der Erzählerin Helen, sehr anstrengend. In dem Versuch, das tatsächliche Alter der beiden Geister zu vermitteln, die in den Körpern von Teenagern stecken und das in Helens Fall knapp hundert Jahre beträgt, formuliert die Autorin alles auf eine Art, die offenbar weise und erfahren klingen soll, einem aber ehrlich gesagt einfach nur den letzten Nerv raubt. Die Figuren bleiben somit nicht nur blass, sodass es schwer fällt, sie zu mögen, nein, sie werden durch ihr Geschwätz sogar richtig unsympathisch.

Fazit: Finger weg von diesem Buch. Weder die Geschichte, noch die Charaktere oder die altkluge Schreibweise der Autorin vermögen in irgendeiner Weise, einen Sog zu erzeugen, der einen in die Geschichte hineinzieht. Bis zur letzten Seite habe ich mich wirklich quälen müssen, immer noch weiterzublättern.

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